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Weihnachten 2025

„Alles beim Alten“ könnte man das Jahr 2025 rückblickend betrachtet betiteln; die Wirtschaft immer noch auf Talfahrt, der Ukrainekrieg tobt weiter, politisch ist auch kein Hoffnungsschimmer am Horizont zu erkennen.

Auch für mich als Fotograf war dieses vergangene Jahr das schlechteste, vor allem bezüglich der Schmetterlinge, seit gut zwanzig Jahren. Manuel Kelemen, Wettermoderator bei ATV hat das in seiner Kolumne „wetterblog.at“ auch bestätigt. Heuer war es das erste Mal seit 36 Jahren, dass im der Kern der Hundstage (benannt nach dem Sternbild); vom 25. Juli bis 05. August, also über 12 Hochsommertage, bei keiner Station in Österreich die 30-Grad-Marke geknackt wurde.

Der Sommer hat für mich nur ganze sechs Wochen in Summe gedauert – absoluter Minusrekord. In den „Zehnerjahren“ unseres Jahrhunderts hatte ich noch an die zwanzig Wochen! Und ja, das Klima hat sich verändert! Ob der Wandel so leicht zu durchschauen ist, wie wir glauben, ist die Frage.

Auch heuer hat mich vor allem die Auenlandschaft der Donau, mit alle Ihren Nebenarmen und -flüssen, ob östlich oder westlich von Wien, in Ihren Bann gezogen. Der Name „Au“ bedeutete ursprünglich Wasserlauf und leitet sich vom althochdeutschen „Aha“ und dem lateinischen „Aqua“ ab. Eine der ersten naturkundlichen Definitionen von „Auwald“ verfasste der deutsche Naturforscher und Begründer der Aquaristik E. A. Roßmäßler (1806 – 1867). Heute verbinden wir mit dem Wort „Au“ eine vom Wasser gebildete, jedoch mit dem Ufer verbundene Landschaft. Auen folgen dem Lauf der Flüsse in einer Breite von 1 bis 2 km als begleitender Geländestreifen, im Falle der Donau, westlich Tulln, sogar über 4 km.

Am Rande des „Nationalparks Gesäuse“ entstand heuer im Frühjahr eine schöne Serie vom „Wachtelweizen-Scheckenfalter“ und einigen anderen Schmetterlingen. Zwischen Admont und Hieflau, dort wo die Enns ungestüm ihrem Treiben nachgeht, erstreckt sich auf einer Fläche von ca. 12.000 Hektar der einzige steirische Nationalpark, gegründet 2002. Die Geschichte der Nationalparks beginnt übrigens im 19. Jahrhundert in den USA, wo dort 1872 mit dem „Yellowstone National Park“ der weltweit erste Nationalpark gegründet wurde. In Österreich gibt es der- zeit sechs Nationalparks. Der „Wachtelweizen-Scheckenfalter“ hier auf dem Aprilbild auf einer Magritte ist derzeit noch häufig und weit ver-breitet, aber d er Bestand nimmt stark ab. Früher waren Scheckenfalter, durch ihre Vielzahl an bis zu zehn Arten fixer Bestandteil jeder Blumenwiese.

Auch das „Weißbindige Wiesenvögelchen“ ist mir in Nationalpark entgegen geflattert und hat mir auch einmal Audienz gewährt. Wiesenvögelchen (allgemein) gehören zu den Sonnenanbetern unter den Schmetterlingen und verbringen überdurchschnittlich viel Zeit mit Sonnenbaden. Die Falter sitzen mit geschlossenen Flügeln an sonnigen Stellen. Dabei richten sie ihre Flügelunterseiten direkt parallel zur Sonne und sitzen dadurch oft etwas schräg und wirken manchmal etwas deplatziert. Das Weißbindige Wiesenvögelchen gilt übrigens (bereits) in Vorarlberg als „vom Aussterben bedroht“. Erstmals seit fünf Jahren wurde es 2024 wieder nachgewiesen.

Erst als ich begonnen habe diesen Kalender zusammenzustellen ist mir aufgefallen, wie „Perlmuttfalterlastig“ dieses Kunstwerk geworden ist, wenn ich es so nennen darf. Wobei der Rückschluss, dass die Perlmuttfalter so häufig sind, leider nicht stimmt. Nur der Dritte im Bunde, der „Kleine Perlmuttfalter“ ist momentan häufig und recht stabil. Er zählt vielleicht als einer der wenigen Schmetterlinge (und Insekten) zu den Gewinnern der heutigen Zeit, denn er gilt als Kulturfolger der neben seinen ursprünglicheren Lebensraum wie Trockenrasen und Brachland auch die von Menschen gemachten Lebensräume, wie zu Beispiel Schrebergärten, Parkanlagen und sogar Golfplätze liebt.

Der „Mittlere Perlmuttfalter“ dagegen ist sehr selten und mir erst heuer das erste Mal zu meiner großen Freude begegnet und zwar auf der „Hohen Wand“ in den Gutensteiner Alpen, etwa 50 km südwestlich von Wien. Erschwerend ist sicherlich auch, dass diese Art in Mitteleuropa jährlich nur eine Generation hervor bringt (Flugzeit Ende Juni bis Anfang September). Die Hauptgefährdung stellt die intensive Landwirtschaft dar, die zum Verlust des Larvenlebensraumes und des Blühangebotes führt. Die Einstufung auf der Gefährdungsliste „Nahezu gefährdet" dürfte leider mittlerweile schon überholt sein!

Den „Feurigen Perlmuttfalter“ habe ich 2023 das erste Mal im Nat.Park Thayatal gefunden und letztes Jahr war er dann auch der Star im Kalender und darf auch heuer nicht fehlen. Er ist auch mein Lieblingsschmetterling (neben dem Osterluzei Falter). Wer einmal die leuchtend orange Kugel fliegen gesehen hat, so wirkt das Insekt im Flug auf den Betrachter, muss begeistert sein. Er zählt mit 40 bis 45 mm Flügelspannweite auch zu den großen“ Schmetterlingen in unseren Breiten.

Ein ganz anderes Gebiet, geographisch wie landschaftlich ist das „Naturschutzgebiet Sandberge Oberweiden“. Die Dünen- und Flugsandgebiete des Marchfeldes entstanden während der letzten Eiszeit sowie in der nachfolgenden Nacheiszeit. Es beinhaltet eine für Österreich einmalige Sandflora und zählt zu den bedeutendsten Trockenrasengebieten und zu den wertvollsten Lebensräumen Österreichs und ist sehr reich an Insekten und vor allem Schmetterlingen. Auch der leider im Osten schon sehr selten gewordene „Komma-Dickkopffalter“ ist mit Glück anzutreffen, denn der Falter ist in trockenen, sonnigen und lückig bewachsenen Gebieten wie Magerrasen und auch in Sandgruben zu finden. Der Name kommt, von der an ein Komma erinnernden Zeichnung. Die Sandberge Oberweiden sind seit 1961 Naturschutzgebiet – das Junibild. 

Der „Segelfalter“, gilt als einer der schönsten europäischen Tagfalter und wird für einen Schmetterling relativ groß und hat eine Flügelspannweite von 6 bis 8 Zentimetern und wird bis zu 5 Zentimeter lang. Die Weibchen sind üb rings fast immer etwas größer als die Männchen. Der Segelfalter lebt in allen österreichischen Bundesländern, Verbreitungsschwerpunkt ist aber Ost- und Südostösterreich. Aufgenommen am Braunsberg, bei Hainburg wo man auch eine wunderschönes Aussicht über die Kernzone des Nationalparks hat - das Augustbild.

Die Traisenauen (von Traismauer abwärts bis zur Mündung beim Kraftwerk Altenwörth in die Donau) wurden im letzten Jahrzehnt im Rahmen eines von der EU finanzierten Projektes „LIFE+ Traisen“ renaturiert. Es ist Österreichs bislang größtes Renaturierungsprojekt. Es entstand zwischen 2009 und 2019 eine einzigartige Flusslandschaft mit einem Mosaik an bestehenden und neuen Lebensräumen. So wurde parallel zum künstlichen Verlauf der über eine Länge von ca. 7 KM, ein neues mäanderndes Flussbett gegraben und das begradigte gekappt. Vielleicht auch durch die diversen angrenzenden Biolandwirtschaften hat sich entlang der Traisen und den angrenzenden Wiesen eine unheimliche Dichte an unterschiedlichsten Insekten und Schmetterlingen entwickelt. Dort ist mir auch der sehr seltene „Maucherfuchs“ (schon lange auf meiner Wunschliste) auf einer von Skabiosen übersäten Wiese vor die Linse gekommen und hat ein perfektes Bild abgegeben. Obwohl er von April bis September in zwei Generationen fliegt und in Deutschland aktuell zu den wenigen Gewinnern unter den Schmetterlingen zählt, ist er für mich dennoch selten anzutreffen geblieben.

Nahe Utzenlaa liegt ein unheimlich schönes Augebiet und Jagdrevier mit großem Wildbestand des Grafen Althann, Das Adelsgeschlecht zählte zu den führenden Familien der österreichischen Monarchie und besaß Ländereien in Österreich, Böhmen, Mähren, Kroatien und in Ungarn und waren in höheren politischen Ämtern der Monarchie zu finden. Neben einem weit verzweigtem Netz an Nebenarmen der Donau verfügt das Gebiet auch über einen hohen Altbaumbestand und bietet so auch ein breites Angebot für Insekten und Schmetterlinge. So ist mir dort seit gut 10 Jahren wieder einmal ein „Mittlerer Weinschwärmer“ untergekommen. Für mich ist diese Schmetterling in unseren Breiten einzigartig, was Form und Farbe anbelangt. Auch sein Augenaufschlag ist einzigartig, deshalb hat er es auch aufs Cover geschafft. Auch seine Raupen mit bis zu 10 cm Länge und fast 2 cm dicke stechen ins Auge! Zudem bläht die Raupe bei Gefahr den vorderen Bereich auf, um die Augenflecken zu vergrößern, um so den Anschein einer Schlange zu erwecken.

Der „Osterluzeifalter“ ist, wie die Meisten schon wissen mein Lieblingsschmetterling und dadurch eigentlich immer in meinen Kalendern vertreten. (Im Tennis würde man von einer „Wildcard“ sprechen) Und dadurch auch schon hinlänglich beschrieben. Meinem subjektiven Befinden nach hat sich der Bestand, wenn auch auf niedrigem Niveau, im Osten Österreichs etwas stabilisiert. Auch die kleine Population auf den Wiesen beim „Mühlhäufl“ (Utzenlaa) hat heuer wieder einige schöne Exemplare (siehe Oktoberbild) hervorgebracht.

Nicht weit entfernt von dort entfernt, allerdings früher im Jahr bin ich dem „Aurorafalter“ begegnet. Er ist ein Frühlingsbote und taucht bei uns im Osten schon Ende März auf und fliegt bis in den Juni hinein. Er ist eher unstet und ständig in Bewegung – sprich schwer zu fotografieren. Hier hatte ich das Glück ein männliches Exemplar an einem kühlen Frühlingstag frierend auf einer Ähre anzutreffen. Da Schmetterlinge erst ab ca. 17° wirklich gerne fliegen, habe ich so ein exklusives Shooting bekommen. Der Aurorafalter zählt zur Familie der „Weißlinge“ und gilt bei uns nicht als gefährdet, und der Bestand als stabil, vielleicht auch deshalb, sie nicht auf einen einzigen Lebensraum beschränkt sind und in einer Vielzahl von Landschaftsformen zu Recht kommen.

Der „Nationalpark Thayatal“ gilt für mich im Sommer immer als Fixpunkt, weil speziell auf den Wiesen entlang der Thaya die Dichte an Schmetterlingen und Insekten immer sehr groß ist und immer wieder seltene Arten zu finden sind. Auch die Ruhe und Stille in diesem Canyon ist immer wieder beeindruckend für mich. Der Nationalpark wurde 2000 eröffnet und dann erfolgte auch der örtliche Zusammenschluss mit dem schon 1991 in Tschechien gegründeten „Národní Park Podyjí“. Das Gebiet profierte natürlich auch vom Eisernen Vorhang, der diese Gegend auf Jahrzehnte in einen sprichwörtlichen Dornröschenschlaf schickte.

Der „Hufeisenklee-Gelbling“ – knall gelb lacht er vom Juli-bild. Er gehört aber in die Familie der „Weißlinge“ - so kompliziert kann die Lepidopterologie oder Schmetterlingskunde sein. Er ist einer von 200 bekannten Schmetterlingen die zu den Wanderfaltern gezählt werden, die aus Reproduktionsarealen gezielt über längere Strecken wandern. Gründe für die Wanderung sind klimatischen Bedingungen, Nahrungsangebot oder auch gute Bedingungen für die Fortpflanzung. Die Wanderfalter können sich teilweise an Landmarken, der Sonne und am Erdmagnetfeld orientieren.

Und so wünsche ich wie jedes Jahr „Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch“!